Historie der Feuerwehr Mutterstadt
Das Feuer versetzte die Menschen solange in Furcht und Schrecken bis es gezähmt am Lager und im Herd flackerte. Die Brandgefahr lauerte immer. Das gute Klima in der Rheinebene im 11. bis 14. Jahrhundert brachte reichen Ernte und Wohlstand. Die Bevölkerung wuchs, die Gemeinwesen wurden größer. Unter den Burgen entstanden Städte und auf dem Land um die Höfe Dörfer. Die Bauweise war auf Holz-, Stroh- und Reetbasis feuergefährdet, dazu standen die Gebäude sehr eng zusammen. Feuer löschen wurde noch mehr zur Gemeinschaftaufgabe, zu der alle, die dazu fähig waren, zusammenstanden. Es durfte keiner gesetzlichen Regelung, auch beim Wiederaufbau halfen alle mit. Überall wurden Maßnahmen überlegt, wie man den damals verheerenden Feuersbrünsten entgegen wirken könnte.
Feuerwehr-Mannschaft 1934, Im Hof des Schulhauses, heute Haus der Vereine
Am 10. Januar 1719, so dem Gerichtsprotokollbuch der Gemeinde Mutterstadt zu entnehmen, wurden die Herren Peter Bifar und David Albert offiziell zu Feuerbesehern ernannt. Ihre Aufgabe war es, offene Feuerstellen und Kamine in den Häusern zu kontrollieren.
Beim jährlichen Hauptgerichtstag am 27.Januar 1762 wurden Feuerläufer ernannt, deren Aufgabe es war, bei größeren Schadensfeuern in die Nachbarorte zu eilen, um weitere Löschmannschaften zu alarmieren. Im 18. Jahrhundert enstanden neue, technische leistungsfähigere Löschwerkzeuge. Bis dahin dienten vorrangig Eimer aus Holz oder Leder zur Brandbekämpfung. 1738 erwarb Mutterstadt zwei Feuerleitern und einige tragbare hölzerne Feuerspritzen. Im Jahr 1785 fiel die Entscheidung zum Kauf einer gebrauchten zweispännigen Feuerspritze. Sie verfügte über einen 30 Meter langen Schlauch. Die mit Muskelkraft zu betreibende Pumpe war in der Lage das Löschwasser 15 Meter weit zu spritzen. Es ist davon auszugehen, dass diese und andere Ausrüstungsgegenstände der Feuerwehr im Feuerspritzenhaus in der Rheinstraße (heute Oggersheimerstraße) untergebracht waren. 1860 erwarb die Gemeinde eine weitere Feuerspritze „mittlere Landspritze V“ vom Maschinenfabrikanten Carl Metz in Heidelberg. 1865 schenkte die Münchner und Aachener Mobiliarfeuerversicherungs-Gesellschaft der Gemeinde eine vierrädrige Druck-Feuerspritze. Eine vierte, ebenfalls vierrädrige Feuerspritze, erwarb die Gemeinde 1882 vom Mechaniker Phillip Huck aus Freinsheim.
Um die mit Muskelkraft zu betreibende Feuerspritzen einsetzen zu können, war eine große Zahl von Feuerwehrmännern erforderlich. Diues ist in der Feuerlöschordnung 1865 nachzulesen. An der neuen Feuerspritze Nr.1 waren 36 Wehrmänner, an der großen alten Feuerspritze Nr.2 insgesamt 44 und an der kleineren Feuerspritze Nr.3 27 Feuerwehrmänner eingeteilt. Im Jahr 1913 wurde eine zweiteilige mechanische Magirus-Patent-Leiter für 600 Mark angeschafft. Die fahrbare Leiter hatte eine Steighöhe vom 10 Meter. Für 3500 Reichsmark beschaffte die Gemeinde um Jahre 1942 die erste Motorspritze. 1949 wurde das kreiseigene Löschfahrzeug LF 15 in Mutterstadt stationiert. Es stand Mutterstadt zur Verfügung, musste aber auch im Bedarfsfall in alle Gemeinden des ehemaligen Landkreises Ludwigshafen am Rhein Hilfe leisten. Untergebracht war das LF 15 im Waagenschuppen.
Die zunehmende Bautätigkeit in der 1950er und 1960er Jahren gingen auch an der Feuerwehr nicht spurlos vorbei. Diese musste fahrzeug- und materialmäßig den neuen Anforderungen entsprechend ausgerüstet werden. In diesem Zusammenhang erkannte man auch, dass die Aufteilung in vier Unterkünfte nicht länger tragbar war, sodass im Jahre 1965 die ersten Pläne zum Bau einer zentralen Unterkunft im Johann-Wilhelm-Emmerich-Haus entworfen wurden. Den größten Wandel vollzog die Feuerwehr in den 1970er Jahren, hier kam insbesondere der Aufgabenbereich der technischen Hilfeleistung und in den 1980er Jahren der Umweltschutz hinzu. Diese Aufgabensegmente haben zwischenzeitlich den Brandschutz überholt und sind mit circa 70% am Einsatzgeschehen beteiligt.
Die heutigen Anforderungen an die Feuerwehr bzw. die Helfer sind mit denen der 1970er nicht mehr vergleichbar. Heute werden mit der gleichen Mannschaftsstärke dreimal so viele Einsätze gefahren. So wurden im Jahr 2004 bei 78 Alarmierungen von den Feuerwehrfrauen und -männern 5.309 freiwillige Arbeitsstunden bei Einsätzen erbracht. Die theoretische und praktische Ausbildung mit 84 Stunden sowie die Gerätepflege mit ca.2.200 Arbeitsstunden im Jahr fordern den Helfern viel ehrenamtliches Engagement im Dienst der Allgemeinheit und zur Sicherheit unserer Mitbürger.
Feuerspritzenhaus in der Rheinstrasse
Als erste Unterkunft der Feuerwehr Mutterstadt wird das Feuerspritzenhaus in der Rheinstraße Hausnummer 331 (heutige Oggersheimer Straße), im Urkataster vom März 1848 erwähnt. Das Spritzenhaus stand gegenüber dem ehemaligen Rathaus. Bis zum Bau des zweiten Feuerspritzenhauses im Jahr 1865 waren dort drei Feuerspritzen sowie weitere Ausrüstungsgegenstände untergestellt. Der Bau eines zweiten Feuerspritzenhauses war nicht nur aus Platzgründen notwendig, denn im Alarmfall mussten die Wehrleute zu Fuß zum Spritzenhaus eilen und die Feuerspritze mit der Hand zur Einsatzstelle ziehen. Durch die Verteilung der Feuerspritzen auf das Ober- und Unterdorf konnte ein schnellerer Einsatz sichergestellt werden. In der Brandschutzordnung aus dem Jahr 1951 wurde das Anwesen als Feuerlöschgerätehaus Nr.2 bezeichnet und diente zu Unterstellung einer Tragkraftspritze, eines Hydrantenkarrens sowie eines Schlauchwagens mit 100 Meter B- und 100 C-Schlauch. Bis zur Einweihung des Johann-Wilhelm-Hauses im Jahr 1965 wurde das Feuerspritzenhaus in der Oggersheimer Straße durch die Freiwillige Feuerwehr Mutterstadt gernutzt. Es wurde 1976 abgerissen, um die Oggersheimer Straße zu begradigen und Platz für den Rathaus-Neubau zu schaffen.
Oggersheimer Strasse Richtung Ortszentrum, im Jahr 1975. In der Bildmitte das Spritzenhaus, rechts das historische Rathaus und davor die Traditionsgaststätte „Pfälzer Hof“, jetzt Grünanlage.
Feuerspritzenhaus in der Kirchgasse
Als zweite Unterkunft für die Feuerwehr Mutterstadt diente laut dem Urkataster von 1841 ein „Schopp“ in der Kirchgasse (heute Obere Kirchstraße) zur Aufbewahrung von Leitern. Aus Platzgründen, aber sicherlich auch aus taktischen Überlegungen, beschloss der Gemeinderat am 09.Juli 1865 den Bau einer Feuerwehrremise im Oberdorf, da der Raum für die drei vorhanden Feuerspritzen in der bestehenden „Feuerwehrremise“ im Unterdorf (Rheinstraße) nicht ausreichte.
In der Brandschutzverordnung von 1951 wurde das Anwesen als Feuerlöschgerätehaus Nr. 3 bezeichnet und diente zu Unterstellung eines Schlauchwagens mit 50 Meter B- und 50 C-Schlauch. Das Gebäude wurde 1956 für den Bau des Glockenturms der katholischen Pfarrkirche abgerissen.
Obere Kirchstrasse um 1912, mit der 1934/35 umgebauten katholischen Kirche.
Waldhäuschen
Familienausflug um 1926 zum Waldhäuschen am Flossbach, erbaut 1887.
Der Brandschutzordnung von 1951 ist zu entnehmen, dass das Waldhäuschen als Lager für Werkzeuge zur Waldbrandbekämpfung diente. In der Brandschutzordnung heißt es hierzu, dass zum Waldbrand alle Einheiten (Einheit a) ohne LF 15) auszurücken haben. Außerdem waren 30 Mann verpflichtet, als Hilfskräfte bei einem Waldbrand einzugreifen. Zum Transport der Mannschaft, soweit sie nicht mit Fahrrädern die Brandstelle erreichten, stand der gemeindliche Lastwagen am Gerätehaus Nr.1 (Waageschuppen) bereit. Im Gerätehaus Nr.1 nefanden sich folgende Geräte: 10 Spaten, 5 Beile, 3 Äxte.
Außerdem befanden sich im Waldhäuschen 10 Spaten, Äxte und Hacken.
Waageschuppen
Am 13. Oktober 1913 fasste der Gemeinderat den Beschluss den Waageschuppen hinter dem Rathaus in der Luitpoldstraße zur Unterbringung von Feuerwehrgeräten umzubauen. Nach den erforderlichen Arbeiten diente er zur Unterstellung einer fahrbaren Schiebleiter. Im Laufe des 2.Weltkrieg wurde er durch einen Bombenangriff stark beschädigt und 1947 wieder instand gesetzt.
In der Brandschutzordnung von 1951 wurde das Anwesen als Feuerlöschgerätehaus Nr.1 bezeichnet und diente zur Unterstellung des kreiseigenen Löschfahrzeuges LF 15 sowie weiteren Ausrüstungsgegenständen. Bis 1986 war im Waageschuppen noch ein Feuerwehrfahrzeug untergestellt.
Die 1870 erbaute Brückenwaage mit Schuppen Abriss im März 1995, jetzt Grünanlage.
Johann-Wilhelm-Emmerich-Haus
Garagen im Johann-Wilhelm-Emmerich-Haus 1974 (von Links); Einsatzleitwagen (ELW2), Drehleiter (DL30), Tanklöschfahrzeug (TLF16).
Erweiterung der Garagenanlage gegenüber an der Hartmannstraße 2, 1974 (von Links); Mannschaftskraftwagen (MKW) – KatS-Fahrzeug, Hilfeleistungs-Rüstwagen (HRW) – KatS-Fahrzeug, Krankentransportwagen (KTW) – Fahrzeug des Kreises, Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) mit Tragkraftspritzenanhänger.
Nachdem der Mutterstadter Johann Wilhelm Emmerich der Gemeinde sein Grundstück an der Hatmannstraße 1 geschenkt hatte, konnten 1962 die ersten Pläne zum Bau eines Mehrzweckgebäudes zu Papier gebracht werden. Baubeginn war im Frühjahr 1964 und am 17. Juli 1965 wurde das Gebäude feierlich übergeben. Durch dieses Projekt entstanden für die Feuerwehr vier Garagen sowie Lager- und Sanitärräume. In das Gebäude integriert wurde auch ein Schlauch- und Übungsturm. Im Erdgeschoss des Mitteltraktes waren ein Aufenthaltsraum, ein Büro sowie ein Lagerraum für das Deutsche Rote Kreuz untergebracht. Der im hinteren Bereich des Gebäude liegende Unterichtsraum sollte vom DRK und der Feuerwehr gemeinsam genutzt werden. Die fünf Garagen im Hof standen für Fahrzeuge des Roten Kreuzes bereit. Der vordere Bereich des Obergeschosses beherbergte einen Saal für Vereinsveranstaltungen sowie für Sitzungen des Gemeinderates. Im hinteren Obergeschoss waren zwei Wohnungen angeordnet.Nach dem Einzug der Feuerwehr in das Johann-Wilhelm-Emmerich-Haus konnten bis auf den Waageschuppen alle bisher genutzten Gebäude aufgegeben werden.
Die Stationierung des bundeseigenen Katastrophenschutzzuges LZR1 sowie die Vergrößerung des Fahrzeugbestandes des Deutschen Roten Kreuz erforderte bereits 1974 eine Erweiterung. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite wurde eine Garagenanlage mit acht Stellplätzen errichtet. Fünf hiervon nutzte die Freiwillige Feuerwehr.
Nachdem Teile des Roten Kreuzes ausgeliedert worden waren, erhielt die Feuerwehr 1978 im Erdgeschoss weitere Räumlichkeiten. Das ehemalige Lager wurde zur Feuerwehreinsatzzentrale umgebaut, eine Küche sowie ein Aufenthaltsraum wurden eingerichtet.Mit Fertigstellung der Rettungswache in der Speyerer Straße im Jahr 1986 verließ das DRK nun komplett das Joh.-Wilhelm-Emmerich-Haus. In Eigenleistung wurde in der Garagenanlage Wände eingezogen und es entstand eine Reparatur- sowie eine seperate Atemschutzwerkstatt. Die Garagen im Hof wurden zum Lager umgestaltet und 1999 wurde eine Schlauchwerkstatt etabliert.
Nachdem 1997 eine Wohnung im hinteren Obergeschoss frei geworden war, konnte hier ein Büro und ein Besprechungszimmer eingerichtet werden. Die Kleiderkammer, die seither im Keller untergebracht war, bekam nun endlich eine angemessene Unterkunft im Obergeschoss.
Der damalige Fahrzeugpark in der Hartmannstrasse 1(hier Links im Bild): Tanklöschfahrzeug(TLF 24/50), Löschgruppenfahrzeug (LF24), Derhleiter mit Korb (DLK23-12), Mannschaftstransportfahrzeug mit Ladefläche (MTF-L). Nicht zu sehen ist das Löschgruppenfahrzeug (LF16-TS), welches im Hof unter einem Dach stand.
In der Hartmannstrasse 2 (oben im Bild) sind verfügbar: Kommandowagen (KdoW), Abrollbehälterschlauch (AB-SW 2000), Abrollbehälter Umweltschutz (AB-Umwelt), Einsatzleitwagen (ELW2), Wechselladerfahrzeug (WLF), Rüstwagen (RW1).
Das Feuerwehr-Gerätehaus – Ein Traum geht in Erfüllung
Was lange währt, wird endlich gut“, so kann man die Entstehungsgeschichte dieses Projektes auf einen kurzen Nenner bringen. Denn schon im Jahre 1987 wurde die Notwendigkeit eines neuen Feuerwehr-Gerätehauses in Mutterstadt erkannt und mit der Beratung und Planung begonnen. Aus vielerlei GRünden, nicht zuletzt auch aus finanziellen, sollte es jedoch bis zum Beginn des neuen Jahrtausends dauern, ehe das Vorhaben verwirklicht werden konnte. Dabei stand für die Verantwortlichen in der Gemeinde nie in Frage, dass akute Sicherheitsmängel, eine veraltete technische Ausstattung und baulich Unzulänglichkeiten im alten Domizil in der Hartmannstraße die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr beeinträchtigten und daher ein Neubau unumgänglich war. Schließlich trug die ständige Beharrlichkleit der Feuerwehrmannschaft Früchte, und die Maßnahme wurde mit großem Rückhalt durch die kommunalen Entscheidungsgremien endgültig auf den Weg gebracht. Und dies trotz vorausgehender enormer Investitionen der Gemeinde in die Großprojekte Sportpark und Palatinum. Nach der Erteilung der Baugenehmigung im Januar 2002 gab sicherlich das außerordentliche Engagement des zuständigen Staatssekretärs beim Land, Herrn Karl Peter Bruch, die letzte Initialzündung: innerhalb kurzer Zeit wurde im Frühjahr 2003 der Landeszuschuss bewilligt und im darauf folgenden Oktober erfolgte der erste Spatenstich. Bereits 276 Tage danach konnte am 15.Juli 2004 Richtfest gefeiert werden. Schließlich geht mit der Inbetriebnahme und offiziellen Einweihung im September 2005 für die Gemeinde, vor allem aber für die Freiweillige Feuerwehr Mutterstadt ein Traum in Erfüllung. Das Feuerwehr Gerätehaus bietet nun in räumlicher und technischer Hinsicht, aber auch aufgrund ihrer hervorragenden Verkehrsanbindung, beste Vorraussetzungen für reibungslose Einsätze sowie zeitgemäße Kommunikations- und Fortbildungsmöglichkeiten der Feuerwehrmannschaft. Dies ist ein wichtiger Baustein, um die Sicherheit der Menschen in Mutterstadt und Umgebung in Zukunft noch besser zu gewährleisten.